"IT-Gründer stärken die Leistungs- und Innovationsfähigkeit unserer Wirtschaft"

Die Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie im Gespräch mit der Zeitschrift ELAN des Softwarekonzerns Microsoft:

Frage: Welchen Einfluss haben IT-Gründer auf die deutsche Wirtschaft?

Edelgard Bulmahn: IT-Gründer tragen dazu bei, das enorme Potential der IKT auszuschöpfen und neue Anwendungsmöglichkeiten zu erschließen. Neben den neuen und kreativen Ideen stärken ihre hochwertigen und anwendungsspezifischen Lösungsansätze die Leistungs- und Innovationsfähigkeit unserer Wirtschaft. Arbeitsplätze entstehen und die Wirtschaft wächst.

Frage: Mit welchen Problemen haben Start-ups in Deutschland zu kämpfen?

Edelgard Bulmahn: Leider ist der Wagniskapitalmarkt zur Finanzierung von Innovationen in Deutschland deutlich unterentwickelt. Mit dem High-Tech-Gründerfonds von KfW und Partnern aus der Wirtschaft und dem ERP-Innovationsprogramm wurden wichtige Beiträge zur Mobilisierung von Wagniskapital geleistet. Zusätzlich brauchen wir steuerlich attraktivere Rahmenbedingungen für die Anlage von Vermögen in Wagniskapital.

Frage: Durch welche Maßnahmen lässt sich die IT-Gründerlandschaft beleben?

Edelgard Bulmahn: Alle Anstrengungen laufen ins Leere, wenn wir nicht über einen hoch qualifizierten Nachwuchs und damit über potentielle Gründer verfügen. Mit dem demographischen Wandel werden sich die Nachwuchsprobleme verschärfen. Deshalb muss nicht nur die Qualität unseres Bildungssystems deutlich gesteigert werden, sondern wir brauchen zugleich einen wesentlich höheren Anteil an Hochschulabsolventen, gerade in den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächern. Dies erfordert zum einen den konsequenten, schnellen Studienplatzausbau an unseren Hochschulen und eine bessere personelle Ausstattung. Um mehr weibliche Studierende zu gewinnen, sind zudem Kombinationsstudiengänge ideal, wie z.B. Umwelttechnik oder Wirtschaftsinformatik.

Frage: Eine ZEW Studie ermittelte, dass Frauen an nur knapp einem Zehntel aller High-Tech-Gründungen maßgeblich beteiligt seien. Woran liegt das?

Edelgard Bulmahn: Frauen sind in der Regel vorsichtigere Gründerinnen, was ja aber nicht nur schlecht ist. Sie haben ein großes Interesse an Weiterbildungsmöglichkeiten zu Gründungsaspekten wie Recht, Finanzierung und Controlling. Entsprechende Angebote sollten bereits während des Studiums gemacht werden. Darüber hinaus sind Mentoringprogramme und individuelle Coachings sinnvolle Maßnahmen, um die Gründungsbereitschaft von Frauen zu steigern.
Des Weiteren zeigen sich Banken gegenüber Frauen bei der Vergabe von Gründungsdarlehn häufig kritischer als gegenüber Männern. Offensichtlich spielen überholte Rollenvorstellungen immer noch eine Rolle.

Frage: Welchen Beitrag leisten Gründerinitiativen wie "unternimm was."?

Edelgard Bulmahn: Gründerinitiativen sind sicher ein wichtiges Instrument, denn sie beraten und unterstützen individuell. Aber auch eine positive Einstellung der Gesellschaft gegenüber Unternehmensgründern ist wichtig.

Frage: In welchen High-Tech-Bereichen sind die Deutschen besonders stark sind? Nicht ohne Stolz können wir feststellen, dass die technologische Leistungsfähigkeit in Deutschland insgesamt hoch ist. Deutsche Unternehmen zählen weltweit zu den innovativsten. Wissenschaft und Forschung gehören zur Weltspitze. Wir sind gut aufgestellt in den „embedded systems“, also dort, wo IT in Produktionstechnik, Maschinenbau, Medizintechnik und Optoelektronik usw. integriert wird. Zu unseren Stärken gehören darüber hinaus die Nano- und Biotechnologie oder die Materialforschung, die als Wachstumstreiber in vielen Branchen wirken. Aber auch Branchen wie die Energietechnologie spielen für unsere Volkswirtschaft eine große Rolle. Und gerade die Bedeutung der Energietechnologien wird noch weiter wachsen.