Aus Überzeugung für eine Sache kämpfen.
Im Interview mit Susanne Stelter-Welter erzählt Edelgard Bulmahn dem Magazin "Die Besten - Frauenpower in Hannover" über ihre politische Arbeit im Deutschen Bundestag und ihren Einsatz zum Erhalt von Arbeitsplätzen:
Ich treffe eine wunderbare Frau. Gut gelaunt kommt sie bei Sonnenschein zu unserem Treffpunkt. Gut schaut sie aus, ein bisschen in Eile. Ein Termin jagt den anderen. Wir bestellen uns Cappuccino und Mineralwasser, freuen uns über das milde Wetter und kommen sogleich ins Gespräch. Sie ist so gar nicht, wie ich befürchtet hatte. Sie ist ganz natürlich. Verstellen, so erfahre ich später, könne sie sich eh nicht, sie sei, wie sie eben sei. Bereits in der Schule habe sie gelernt sich für Ziele einzusetzen und sie erzählt ein wenig Privates. Off the record versteht sich.
Und dann beginne ich mit meinen Fragen.
Frage: Warum gerade Politik?
Bulmahn: Politik ist wichtig. Ich habe viele Jahre als Lehrerin gearbeitet und gleichzeitig politisches Engagement gezeigt. Chancengleichheit in der Bildung kann man nicht erreichen, wenn man nicht beides tut.
Frage: In welchem Land außer in Deutschland könnten Sie sich vorstellen zu leben und warum?
Bulmahn: In keinem. Ich lebe gern in Deutschland. Wenn es ein anderes Land sein müsste, dann eines, in dem es keine Unterdrückung und keine Korruption gibt. Das könnte ich nicht ertragen, keinen Tag, keine Stunde.
Frage: Wo liegen Ihre Stärken?
Bulmahn: In meinem Willen. Wenn für etwas kämpfe, dann mit aller Kraft. Das Ziel zu erreichen, auch mit Durchsetzungsvermögen. Auch wenn ich leise bin, bin ich sehr stark. Ich habe die Fähigkeit Sachverhalte schnell zu erfassen, bis ins Detail. Dies ist in der Politik sehr wichtig. Das Ganze im Auge zu behalten. Ich habe eine klare Orientierung und eine eigene Meinung und bin trotzdem tolerant.
Frage: Was wäre eine echte Herausforderung für Sie?
Bulmahn: Einen Tausender zu erklimmen.
Frage: Gibt es die drei berühmten Lieblingsbücher?
Bulmahn: Gibt es nicht. Es sind Hunderte. Ich bin die wirkliche Leseratte.
Frage: Und zum Thema Frauenpower noch ein Satz?
Bulmahn: Ohne Frauenpower gelingt nichts. Weder in der Politik, noch in der Wirtschaft, schon gar nicht im Privatleben.
Frage: Was für berufliche Ziele haben Sie für die Zukunft?
Bulmahn: Mit Leidenschaft war ich Forschungs- und Bildungsministerin. Ich bin froh, dass ich jetzt als Vorsitzende des Wirtschaftsausschuss für den Erhalt von Arbeitsplätzen kämpfen kann. Ich bin für die Erneuerung der sozialen Marktwirtschaft. Ihre Kernpunkte sollten neu bestimmt werden, insbesondere in Hinsicht auf Ökologie und Nachhaltigkeit. Es ärgert mich, dass beim Thema Wirtschaftskrise stets nur die Großkonzerne im Mittelpunkt stehen. Den Mittelstand und den Einzelunternehmer trifft die Krise mitunter viel schwerer. Und diese Nachwehen werden wir in den kommenden Monaten schmerzlich zu spüren bekommen.
Frage: Haben Sie eine Lebensmaxime?
Bulmahn: Ich möchte am Ende eines Tages sagen können: du hast vielleicht nicht alles erreicht, aber die Richtung stimmt und es hat die Lebenswirklichkeit verbessert.
Frage: Worüber können Sie nicht lachen?
Bulmahn: Darüber, wenn Andere fertig gemacht werden.
Frage: Was haben Sie sich zuletzt Schönes gekauft?
Bulmahn: Zwei blühende Blumen für unseren Balkon, der hatte es nötig.
Frage: Welches Buch würden Sie niemals weggeben?
Bulmahn: Gar keines!
Frage: Wann fühlen Sie sich am lebendigsten?
Bulmahn: Wenn ich mich mit vollem Einsatz für eine Sache einsetzen kann. Und wenn dieser Einsatz auch noch gelungen ist, dann geht es mir richtig gut.
Frage: Gibt es für Sie einen Ort des Friedens?
Bulmahn: Wissen Sie, ich bin so viel unterwegs, dass ich mich in meinem Zuhause in Linden am wohlsten fühle. Wenn mein Mann, meine Familie und Freunde um mich sind.
Frage: Welche Musik berührt Sie am tiefsten?
Bulmahn: Bach. Ganz klar zum entspannen. Und wenn ich Rhythmus brauche, dann Rock-Blues.
Frage: Was finden Sie schwerer – anfangen oder aufhören?
Bulmahn: Kommt immer auf die Situation oder Aufgabe an. Ich glaube, ich kann besser aufhören.