In der aktuellen Auseinandersetzung bei der Telekom steht die SPD-Bundestagsfraktion an der Seite der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Wir verlangen eine Lösung des Konflikts, der den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und den Arbeitsplätzen dient. Wir begrüßen, dass trotz harter Ause inandersetzungen die Gespräche wieder aufgenommen worden sind.

Wir wissen um die Marktlage im Telekommunikationssektor, um Regulierung, um technische Umbrüche und Lohndumpingkonkurrenz. Der Vorstand eines der größten deutschen Unternehmen steht in einer großen Verantwortung. Er muss alte Strukturen und Fehlentscheidungen des Managements wie ständige nicht zielführende Organisationsänderungen, gravierende Mängel in der Arbeitsorganisation und Informationstechnologie, fehlende Ergebnis- und Verantwortungskontrolle in weiten Teilen des Managements, mangelnde Servicequalität und fehlende Strategien für das Festnetz korrigieren und überwinden.

Die Beschäftigten sind 1994 mit dem Versprechen der politisch Verantwortlichen und der Unternehmensführung in den Wettbewerb gestartet, ihre Besitzstände als ArbeitnehmerInnen würden dauerhaft gesichert. Seitdem wurden rund 120.000 Arbeitsplätze abgebaut, ein neues Bezahlungssystem eingeführt und ein Beschäftigungsbündnis geschlossen. Kernpunkt dabei waren stets die Sozialverträglichkeit und ein Konsens zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite. Bundesregierung und Parlamentsmehrheit haben diesen Prozess konstruktiv begleitet und gesetzgeberisch abgesichert.

Die Beschäftigten identifizieren sich in hohem Maß mit ihrem Unternehmen und haben bereits umfangreiche Beiträge zur Sanierung und modernisierung, auch in Form von Opfern und Verzichten erbracht. Auch jetzt sind sie sich ihrer Verantwortung bewusst und zu Zugeständnissen im Sinne einer Kostensenkung bereit.

Mit seinen aktuellen Plänen zur Umgliederung des Konzerns einschließlich der Gründung von Tochtergesellschaften und zur Arbeitszeitverlängerung bei massiven Einkommenskürzungen verlässt der Vorstand den Weg von Konsens und Partnerschaft. Mit unzutreffenden Vergleichen über Arbeitsbedingungen, mit Angriffen auf Durchschnittseinkommen als abzubauende Besitzstände, mit Heranziehen von Niedriglöhnen als Maßstab der Entlohnung qualifizierter Arbeit, mit Drohungen gegen Streikende und konfrontativen öffentlichen Äußerungen sagt der Vorstand den Beschäftigten den Kampf an.

Notwendige Strukturveränderungen wie bei der Telekom sind nur im Konsens mit allen Beteiligten Erfolg versprechend und sozialpolitisch vertretbar. Deshalb raten wir den Verantwortlichen:

° Hände weg vom Monatseinkommen!

° Nehmt Abstand von der Drohung mit dem Verkauf der Belegschaften an notorische Lohndrücker.

° Gebt den Menschen eine sichere Zukunftsperspektive und reorganisiert das Unternehmen so, dass mit einer optimalen Leistungserbringungsstruktur seine Kundenfreundlichkeit und damit Wettbewerbsfähigkeit gesichert ist.

° Frühere Fehler des Managements dürfen nicht allein von den Belegschaften ausgebadet werden. Das müssen auch die Aktionäre spüren, die das jeweilige Management schließlich bestellt haben.

Gegen seine Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kann eine Dienstleistungsgesell - schaft nicht saniert werden. Das wird nur mit ihnen gelingen!