Anlässlich der Anhörung von Jutta Allmendinger (Präsidentin des WZB) zur "Wachstumsorientierung und Geschlechterverhältnissen" in der Enquete- Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" erklärt die Sprecherin der Arbeitsgruppe der Enquete-Kommission der SPDBundestagsfraktion Edelgard Bulmahn:

In gleichberechtigten Gesellschaften lassen sich die Wünsche für die persönliche Lebensgestaltung von Frauen und Männern besser realisieren. Beide wollen laut einer Befragung von Jutta Allmendinger Beruf und Familie miteinander vereinbaren, beide haben eine hohe Berufsorientierung und wünschen sich Unabhängigkeit.

Internationale Vergleiche zeigen zudem, dass sich Frauen und Männer in gleichberechtigten Gesellschaften gegenseitig besser einschätzen. So glauben in Deutschland laut einer Befragung zur Fremd- und Selbstwahrnehmung mehr junge Frauen, dass jungen Männern vor allem Geld und Karriere wichtig sind. Im Gegenzug sind mehr junge Männer der Meinung, dass junge Frauen nicht auf eigenen Beinen stehen wollen. Hier klaffen Selbst- und Fremdwahrnehmung eklatant auseinander und verfallen in überholte Rollenbilder. In gleichberechtigten Gesellschaften hingegen fallen Selbst- und Fremdwahrnehmung nicht so weit auseinander.

Allerdings stoßen Frauen in Deutschland immer noch auf hohe Hürden. So sind 5,6 Millionen Frauen überhaupt nicht erwerbstätig; dabei haben Frauen insbesondere eine sehr hohe Erwerbsorientierung. Sie wollen Beruf und Familie.

Die Vollerwerbsquote von Frauen ist im Vergleich zu anderen Ländern viel zu niedrig. In Deutschland arbeiten nur 28 Prozent der erwerbsfähigen Frauen Vollzeit. Im vergangenen Jahr hatten noch zirka 8,2 Millionen Frauen einen Vollzeitjob – etwa 640.000 weniger als noch vor zehn Jahren. Im gleichen Zeitraum stieg im Gegenzug die Zahl der Frauen, die eine Teilzeitarbeit aufnahmen, um 1,1 Millionen. Auch bei den Minijobs sind vor allem Frauen beschäftigt obwohl sie inzwischen bei den Bildungsabschlüssen Männer überholt haben – dies führt zu einer Verschwendung von Potenzial.
Gerade auch der drohende dramatische Fachkräftemangel kann auf Dauer nur gelöst werden, wenn auch die Frauenerwerbsquote nachhaltig gesteigert wird. Und zudem müssen wir, damit Deutschland auch weiterhin konkurrenzfähiger Standort bleibt, unter anderem dafür sorgen, dass das durchschnittliche Arbeitsvolumen von Frauen deutlich steigt.

Barrieren und Hemmnisse liegen aktuell vor allem im Mangel an Ganztagsbildungseinrichtungen. Hier liegt im Vergleich zu anderen Ländern Deutschland immer noch weit zurück. Immer noch wird vielen hochqualifizierten jungen Müttern die Rückkehr in den Beruf durch fehlende Kindergrippen und Ganztagsplätze erschwert. Dabei wirken sich solche Angebote nicht nur beschäftigungsfördernd aus, sondern sind auch positiv für das Bildungsniveau von Kindern. Die SPD will deshalb in einem vier Stufenplan einen Rechtsanspruch auf Ganztagsangebote in Kitas und Schulen bis 2020 verwirklichen.

Im Zuge der Gleichstellung von Mann und Frau und mit Hinblick auf die Lebensqualität der selbigen müssen zudem auch Änderungen der Normalarbeitszeiten vorgenommen werden. Wenn die durchschnittliche Arbeitszeit für beide Geschlechter über ein Erwerbsleben hinweg 30 Stunden pro Woche beträgt, werden Freiräume für Familienpausen, Fortbildungen oder kreative Auszeiten möglich.